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Mein Hund

Wir sind unser zwei im Zimmer: mein Hund und ich.
Draußen heult ein fürchterlicher Sturm.
Der Hund sitzt mir gegenüber und blickt mir in die Augen.
Auch ich blicke ihm in die Augen.
Es ist, als wollte er mir etwas sagen.
Er ist stumm, er verfügt nicht über Worte, er mag sich selbst nicht verstehen.
Ich aber, ich verstehe ihn.
Ich verstehe, daß in diesem Augenblick in ihm und in mir ein und daßelbe Gefühl lebt, daß es zwischen uns keinerlei Unterschied gibt.
Wir sind beide gleich; in uns beiden brennt und leuchtet daßelbe zuckende Flämmchen.
Denn einmal kommt er geflogen, der Tod, und weht mit seinem kalten, breiten Flügel.
Wer wird dann noch unterscheiden können, welches Flämmchen in ihm gebrannt hatte und welches in mir?
Nein, das sind nicht Mensch und Tier, die sich gegenseitig anblicken:
Das sind zwei ganz gleiche Augenpaare, die aufeinander gerichtet sind.
Und in beiden Augenpaaren, in dem des Tieres und in dem des Menschen, ist es das gleiche Leben, das schüchtern zum anderen drängt.

von Iwan S. Turgenjew (1818 bis 1883)