Fährtenarbeit

Fährtensuchen ist eine besonders anspruchsvolle Disziplin. Fährtenarbeit erfordert vom Hund eine nur ihm mögliche, für uns Menschen unvorstellbare Höchstleistung, die noch dazu besondere mentale, aber auch körperliche, Anforderungen stellt. Fährtenhunde müßen eine gute Kondition besitzen. Während bei normalem Atmen die Geschwindigkeit des Luftstroms in den Nasenwegen 3-5 km/h beträgt, erhöht sie sich beim Schnüffeln um das Zehnfache. Da beim Fährten eine gehemmte Atmung erfolgt, ist diese Arbeit für die Hunde sehr belastend. Der Laktatgehalt des Blutes steigt wie bei einem rasanten Sprint, und die Körpertemperatur erhöht sich bei einer längeren Fährte um 1-2 Grad Celsius. Auch der Herzschlag ist erhöht. Erst nach 1 bis 2 Stunden werden die Normalwerte wieder erreicht. Deshalb darf man unmittelbar nach der Fährtenarbeit dem Hund keine weitere anstrengende Tätigkeit mehr abverlangen. Fährtenhunde in guter Kondition ertragen diese Belastungen natürlich viel leichter.

Abgang Fährte
Was ist eine Fährte?

Geruchsfährten setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen: Der Fährtenleger verändert beim Legen nicht nur die Bodenstruktur. Die Erde riecht an den eingedrückten Stellen auch anders. Auf bewachsenen Böden kommt dazu noch der Geruch zertretener oder geknickter Pflanzen. Die abgestorbenen Pflanzenzellen werden von Bodenbakterien gefreßen. Hierbei entsteht ein Mikrobengeruch, und dem Eigengeruch des Menschen den eigentlichen Fährtengeruch bildet. Der Hund kann diese Gerüche mit seiner feinen Nase aufnehmen und von dem anders gearteten Geruch der Umgebung unterscheiden. Vor ihm ist ein exakt markierter Pfad, dem es durch alle Wirrungen und Ablenkungen zielstrebig zu folgen gilt. Die Fährte führt durch unterschiedliches Gelände und auch über Straßen und Wege. Dabei ändert sich der Fährtengeruch, wenn die Fährte zum Beispiel von einer Wiese über einen Acker auf Waldboden überwechselt. Die Haltbarkeit einer Fährte ist sehr unterschiedlich. Sie variiert je nach Bodenart, örtlichem Klima, Jahreszeit und dem jeweiligen Wetter. Andere Spuren, wie z.B. Wild oder Menschen, können die Fährte kreuzen. Eine erfahrene und gut ausgebildete Hundenase ist in der Lage, die einmal aufgenommene Fährte noch fünf oder mehr Stunden nachdem sie gelegt wurde auch über kreuzende und nahezu zeitgleich gelegte Verleitungsfährten hinweg zu verfolgen. Eine Hundenase kann sogar die Richtung feststellen, in der eine Fährte gelegt wurde. Das macht uns diese großartigste Sinnesleistung des Hundes vollends unbegreiflich. Offensichtlich können Hunde erkennen, wo die Spur jünger wird. Sie müßen also geringste Konzentrationsänderungen der Spur erkennen können und danach ihre Suchrichtung bestimmen.

Ausarbeiten von Fährten

Das Ausarbeiten von Fährten im Hundesport kommt dem Naturell des Hundes am nächsten. Wir müßen diesen Trieb nur noch auf die "langweilige" menschliche Witterung umfunktionieren und den Beutetrieb auf Wild unterdrücken. Das Ziel der Fährtenarbeit besteht nicht darin, dem Hund das Verfolgen der Spur beizubringen - das kann er ja bereits -, sondern ihn zu motivieren, auf der Spur des Fährtenlegers zu bleiben. Der Hund soll eine menschliche Fährte sicher verfolgen, ohne sich durch Verleitungsfährten ablenken zu laßen. Dazu bedarf es eines fleißigen, geduldigen und einfühlsamen Hundeführers. Voraußetzung für gute Fährtenarbeit ist eine enge Verbundenheit zwischen Mensch und Tier und ein absolutes Vertrauensverhältnis auf beiden Seiten. Ob der Hovawart "eine gute Nase" hat, hängt vor allem davon ab, ob er die gewünschte Leistung erbringen will. Das aber ist wieder in hohem Maß von uns und unserer Fähigkeit abhängig, ihn richtig zu motivieren.